Das Unigebäude in der Währinger Straße in Wien füllt eine alte Baulücke, vereint mehrere Fakultäten, dient als Lehr- und Lernumgebung. Ein stimmiges Konzept sorgt für bauliche Harmonie.
Für die Architekten des Wiener Büros NMPB hielt die Planung des Universitätsgebäudes in der Wiener Währinger Straße gleich mehrere Herausforderungen bereit: Als Lückenbebauung sollte das Gebäude nicht nur eine seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende Baulücke schließen, sondern sich optisch in die historische Umgebungsbebauung einfügen. Um die unterschiedlich tiefen Gebäudefluchten der Nachbarhäuser mit dem Neubau zu verbinden, planten die Architekten einen Erker und brüteten monatelang über der Außenhülle des Gebäudes.
Der Neubau vereint die Fakultäten für Kommunikationswissenschaften und Informatik, die bis dato an getrennten Standorten untergebracht waren. Die Zusammenlegung verlangte nach einer sehr effizienten und rationellen Raumplanung: Der Raumbedarf war deutlich größer als die Grundstücksfläche. Deshalb planten die Architekten nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Tiefe. Das fertige Gebäude bietet Platz für 1100 Studienarbeitsplätze und 225 Büroplätze. Die L-Form des Gebäudes macht es möglich, zusätzlich auch die Fakultätsbibliothek, Hörsäle und Seminarräume an der Währinger Straße unterzubringen.
Die Farbwahl – bei deren Planung den Architekten freie Hand gelassen wurde – bindet die verschiedenen Bereiche im Inneren harmonisch zusammen. Im aus Platzgründen kompakteren Foyer erzeugen Ein- und Ausblicke in den Innenhof und die Bibliothek eine transparente und großzügige Atmosphäre. Die Hörsäle wurden mit golden eloxierten Alupaneelen gestaltet, um ihren Status optisch hervorzuheben. In den Seminarräumen dominieren Sichtbetonflächen mit verschiedene Grau-Abstufungen, die von wohlkalkulierten Farbakzenten in leuchtendem Rot und senfgelben Böden begleitet werden. Die roten Flächen sind mehr als nur Farbakzente: Es handelt sich um textile Akustikpaneele, die den Lautstärkepegel im Gebäude dämmen helfen. Rote und gelbe Akzente finden sich auch an den Arbeitsflächen für die Studenten wieder. Schwarze Türrahmen, Tischbeine und -füße vervollständigen das Farbprofil im Inneren.
Für die Außenhaut des Universitätsgebäudes entschieden sich die Architekten für den Einsatz von Fertigteilelementen. 900 Teile sind es geworden. Gestaltet wurden sie mithilfe einer Individualmatrize von RECKLI, die der Fassade ein gewelltes Relief verleiht. Das Spiel von Licht und Schatten bringt die dreidimensionale Oberfläche sehr gut zur Geltung: Im Streiflicht treten die Anhebungen und Vertiefungen besonders stark hervor – ein Effekt, der zum längeren Betrachten einlädt.
Dafür kann man sich im Innenhof des Gebäudes auf einer der Bänke niederlassen. Der Innenhof steht auch Universitätsfremden offen: Ein Durchgang führt direkt neben dem Eingang über den Innenhof zu den angrenzenden Häusern. Von einer der Sitzgelegenheiten kann man den Blick ins Gebäudeinnere schweifen lassen und in Erinnerungen an die eigene Uni-Zeit schwelgen.