Um die Erweiterung der Autobahn N31 optisch ansprechend zu gestalten, installierte die niederländische Stadt Harlingen einen Betonwall, der in Form und Farbe das Wattenmeer nachempfindet.
Harlingen ist eine 15.000-Einwohner-Stadt eine Stunde östlich von Groningen. Die hübsche Hafenstadt liegt am Wattenmeer und bildet einen perfekten Ausgangspunkt für Bootsreisen ins Ijsselmeer.
Die Nähe zum Wasser ist ein identitätsstiftendes Merkmal für die Stadt. Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Erweiterung der niederländischen Autobahn N31. Sie wurde kürzlich erweitert, um den Verkehr besser durch die Stadt zu leiten. Gosse Schriemer, Projektmanager der N31-Erweiterung für die Provinz Friesland, sagt, dass es bei der Erweiterung um mehr ging als nur die Regulierung des Verkehrsaufkommens. „Die Erweiterung erzeugt eine bessere und sicherere Verbindung zwischen Amsterdam und Leeuwarden, der nördlichen Region der Niederlande. Die unterirdische Autobahn verbindet außerdem die beiden Teile der Stadt Harlingen.“ Weil die N31 die Stadt durchschneidet, war es den Behörden wichtig, die Erweiterung besser in das Stadtbild einzugliedern. Die N31 sollte nicht länger ein trennendes Element sein, sondern als Verbindungsglied der beiden Stadthälften fungieren.
Das niederländische Architekturbüro Royal Haskoning DHV entwarf einen zwei Kilometer langen Wall mit Tunnel, Viadukten, einer Eisenbahnbrücke und einem Aquädukt. “Als die Behörden entschieden, die Kapazität der Straße zu erweitern, standen sie vor der Herausforderung die urbane Struktur zu heilen und die beiden Hälften wieder zu vereinen. Deshalb wurde die Entscheidung gefällt, die Autobahn auf einer Länge von zwei Kilometern zu vertiefen“, so die Architekten. Die Traverse ist als offener Tunnel angelegt und reicht 4,6 Meter tief. Auf halbem Weg wurden Ausfahrten zum Stadtzentrum angelegt. Fußgängerbrücken und die Eisenbahn-Querung schaffen die Verbindung zwischen den beiden Stadthälften. Auch die unmittelbar angrenzende Landschaft wurde gestaltet, um die neuen Strukturen in die städtische Umgebung einzubetten und anzugliedern.
Die Behörden baten die Architekten um ein spezifisches Design für den Wall entlang der Autobahn. Der Entwurf sollte Harlingens Lage am Wattenmeer ästhetisch berücksichtigen. Royal Haskoning DHV entwickelte zwei Ideen. „Wir haben der Innenseite des Walls und den Ausläufern der Viadukte eine besondere Textur und Farbe gegeben, um die Identität von Harlingen hervorzuheben und zu vermitteln“, so die Architekten.
Dafür wurde der Beton gelblich-braun eingefärbt und mit einer Struktur versehen, die das Wattenmeer bei Ebbe nachempfindet. Die Betonelemente an den Brücken wurden mit einer Basalt-Struktur versehen. Die Designs wurden mit elastischen Strukturmatrizen von RECKLI umgesetzt. RECKLI fertigte nach den Wünschen der Architekten individuelle Matrizen, die im niederländischen Fertigteilwerk Hoco Beton bei der Produktion der Betonfertigteile eingesetzt wurden. Auf vier Kilometern Länge ziert den fertigen Wall nun die Wattenmeer-Struktur.
Obwohl Betonfertigteile mit Oberflächenstruktur sehr gut für Lärmschutzmaßnahmen geeignet sind, war das für die Auftraggeber der N31 keine notwendige Maßnahme. „Die Struktur dient nur ästhetischen Zwecken“, sagt Projektmanager Gosse Schriemer. Wichtiger waren Brandschutz und der Zugang zur wasserdichten Struktur direkt hinter der Mauer, eine Schutzmaßnahme wegen Harlingens Nähe zum Wasser. Autofahrer schätzen die Erweiterung, die Anwohner freuen sich über ihre visuell ansprechende Umsetzung.