Die Calgary Central Library ist ein wichtiger Anlaufpunkt des öffentlichen Lebens in Alberta, Kanada. Die Architekten haben einen außergewöhnlichen Bau entworfen, der Bürger und Besucher in seinen Bann zieht.
Jedes Jahr schickt die New York Times einen Reporter an 52 verschiedene Orte weltweit, über die er wöchentlich berichtet. Zum Jahresabschluss 2019 reiste er nach Calgary, Kanada, und schrieb entzückt über die neue öffentliche Bibliothek der Stadt: „das Gebäude ist ein umwerfendes Oval mit Fenstern in Schneeflockenform, gebogenem Holz und einladend für Fußgänger, egal aus welcher Richtung sie kommen“
Entworfen wurde die Calgary Central Library von den Architekten des norwegischen Büros Snøhetta und den kanadischen Architekten von Dialog. Ihr gemeinschaftlicher Entwurf etabliert die Bibliothek als wichtiges öffentliches Gebäude der Stadt, das auch künftigen Generationen dienen soll. In vier Jahren Bauzeit entstand ein Bau, der auf 22.300 Quadratmeter Fläche Platz zum Lesen, Lernen und Zusammensein bietet.
Der Entwurf erhebt sich überirdisch bis über die innenstädtische Transitlinie, um den Besucher dann in die Tiefe zu führen. Das Gebäude wurde mit einer Vorhangfassade versehen, die Fassadenelemente teilweise in Fertigteilwerk und teilweise vor Ort gegossen.
Das Betonfertigteilwerk Lafarge Calgary Precast goss die Betonelemente, die als Architekturbeton an der Fassade zum Einsatz kamen. Gemeinsam mit den Architekten und der amerikanischen RECKLI Tochter US Formliner entwickelte das Team die Idee für Betonfertigteile mit einem Holz-Muster. Die Architekten entschieden sich für 2/163 Fraser, eine horizontal verlaufende Struktur mit Holzbrett-Optik aus der RECKLI-Serie SELECT. Die Bretter stoßen ungleich aneinander und kreieren so ein lebendiges Bild an der Fassade. Auf Wunsch der Architekten von Snøhetta vereinheitlichte US Formliner die Breite der Bretter in der Struktur auf 89 Millimeter. US Formliner lieferte 6 elastische Strukturmatrizen für die Produktion der Fassadenelemente.
Lafarge Calgary Precast fertigte 171 Betonfertigteile mit dem ausgewählten Motiv. Dafür wurden die elastischen Strukturmatrizen beim Gießen in die Schalung eingelegt. Bei der Herstellung kam es zu einer kleinen Verzögerung, nachdem das Fertgiteilwerk Holstücke als Barrieren mittels Silikon auf die Matrizen geklebt hatte. Nach dem Entfernen der Holzstücke hinterließ das Silikon kaum sichtbare Spuren, die sich anschließend beim Gießen im Beton abzeichneten. Das Team bestellte drei zusätzliche Matrizen nach und arbeitete anschließend ohne den Silikonkleber.
Die Fassadenelemente für die Calgary Bibliothek wurden nach dem Entschalen eingefärbt, um ihnen ein mittelgraues Finish zu geben. Rund 1400 Quadratmeter der Fassade wurden mit den Betonfertigteilen im Holzbrettmuster verkleidet. Sie erstrecken sich entlang des Erdgeschosses, um die darüber liegende Fassade optisch abzuheben.
Die Fassade ist mit Dreifach-Verglasung und Aluminium ausgeführt, die Panele sind so angeordnet, dass sich modulare, hexagonale Strukturen ergeben. Teile von ihnen erinnern an offene Bücher, sich miteinander verbindende Häuser oder Schneeflocken. Dieses Muster wurde um das gesamte Gebäude geführt, somit gibt es keine Vorderansicht des Baus – sie umspannt die gesamte Bibliothek.
Im Inneren sind die langen geschwungen Wege entlang der Eingangshalle mit Holz verkleidet, großzügiger Lichteinfall sorgt für ein helles, einladendes Ambiente. Betonsäulen entlang der Wege sind an die alte griechische Architektur der Stoa angelehnt, jenen Wandelgängen in denen man sich traf um sich auszutauschen und intellektuelle Debatten zu führen.
Die Gemeinschaftsbereiche nahe des Eingangsbereichs führen graduell in ruhigere Lernbereiche. Am nördlichen Ende der Bibliothek befindet sich das Wohnzimmer: Der große, warm gestaltete Gemeinschaftsbereich liegt direkt über der Transitlinie und ist von außen gut einsehbar, um eine Verbindung zu schaffen und Passanten ins Innere einzuladen.