Für die Gestaltung des Woodside Health Centre in Glasgow wandten sich die Designer an die Gemeinde. Inspiriert von den Dingen, die Bürgern vor Ort wichtig sind, entstand ein Entwurf voller lokaler Referenzen.
Am 1. Juli 2019 öffnete das Woodside Health Centre in Maryhill, Glasgow, ein medizinisches Zentrum für die Gemeinde. Die Einrichtung vereint medizinische Versorgung mit einem Zentrum für Suchthilfe und einem Tageszentrum für Senioren. Die drei Bereiche werden von unterschiedlichen Seiten des Gebäudes betreten. Architekten und Designer wollten die verschiedenen Nutzungsbereiche äußerlich mit unterschiedlichen Gestaltungen kenntlich machen. Bespoke Atelier, ein Designstudio mit Sitz in Glasgow, schuf ein wiederkehrendes Designelement, das die drei drei Entwürfe harmonisch zusammenbindet.
Bespoke vereint in seinen Designs Einflüsse aus Innendesign, öffentlicher Kunst und Architektur. Um die Einrichtung in die Gemeinde einzubetten, wandte sich das Team an die Bürger: Maryhill in Glasgow hat eine multiethnische Bevölkerung. Inspiriert von Stoffdruck-Techniken, die in mehreren asiatischen Kulturen populär sind, hielt das Team Workshops mit Teilnehmern aus China, Pakistan, Indien.
Aus den Gesprächen und den entstandenen Kunstwerken kristallisierten sich drei Themen heraus: Industrieprodukte, Flora und Fauna und Architektur aus der Region. Als verbindendes Element entwarfen die Profis ein geometrisches Design, in dessen Formen die unterschiedlichen Motive eingebettet wurden. Sie zeigen Flora und Fauna heimisch am regionalen Treidelpfad, an dem entlang früher Schiffe stromaufwärts gezogen wurden. Das zweite Design ist eine Referenz an Produkte, die Brauereien und Sägemühlen entlang des nahen Kanals einst produzierten. Eine örtliche Kirche und ein Kino sind Teil des Architektur-Motivs. Die modularen Muster können in jede Richtung gedreht werden, um eine größere Komposition und interessante Musterzusammenstellungen zu kreieren.
„Wir haben unsere Motive schon mit Routing oder Farben an die Fassade gebracht, aber noch nie mit Strukturmatrizen und Beton“, sagt Designerin und Bespoke-Direktorin Marion Parola. Dass die Matrizen mehrmals einsetzbar sind, kam dem Anspruch der Designer entgegen, die Muster modular zusammenzusetzen: Indem die Matrizen gedreht und unterschiedlich arrangiert wurden, konnte das Schlüsselmotiv abwechslungsreich auf der Fassade wiederholt werden.
Nachdem das Design stand, stimmte sich Bespoke eng mit den britischen RECKLI-Partnern Wayne Sewell und Joe Russell ab. Die beiden berieten Parola und ihr Team, wie detailliert die elastischen Matrizen die jeweiligen Motive umsetzen können. „Die Matrizen reproduzieren sehr feine Details, aber natürlich gibt es da irgendwann eine Grenze. Wir haben unsere Motive etwas vergrößert und an einigen Stellen vereinfacht. Das Endresultat hat von dieser Überarbeitung profitiert“, sagt Parola.
Im Anschluss wurden die Designs zu RECKLI nach Herne geschickt, wo in der hauseigenen Schreinerei zunächst die Positivmodelle entstanden. Auf den Modellen wurde anschließend die Matrizen für die drei Gestaltungsflächen gegossen. Insgesamt entstanden sieben Matrizen mit Maßen zwischen 600mm x 3300mm und 2250mm x 3400mm.
Von Herne aus wurden die Matrizen zum Fertigteilwerk Plean Precast ins schottische Stirling geschickt. Obwohl die Designer von Bespoke es nicht ins Werk nach Herne schafften, besuchten sie Plean Precast mehrmals, um sich mit dem Produktionsvorgang der Fertigteile vertraut zu machen und um schließlich die fertig gegossenen Betonteile zu begutachten. Wenig später waren sie bei der Abnahme der Fertigteile an der fertigen Fassade dabei. „Es ist eine großartige Technik – subtil, weil sie Ton-in-Ton funktioniert und doch auffallend, weil sie so viele Details beinhaltet.“ Parola ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis und will nach dem erfolgreichen ersten Einsatz von Strukturmatrizen bald weitere Projekte auf diese Weise umsetzen: „Als nächstes würden wir wahnsinnig gern ein Design mit unterschiedlichen Strukturtiefen kreieren.“