Im wohlhabenden Pariser Vorort Boulogne-Billancourt entstand ein hochkarätiges Wohngebäude mit Blick auf die Seine und einen neu entstehenden kulturellen Hot Spot.
Westlich von Paris liegt Boulogne-Billancourt – ein Vorort, der so gut an die französische Hauptstadt angebunden und so dicht besiedelt ist, dass er auch als 21. Arrondissement der Stadt bezeichnet wird.
Boulogne ist eine der wohlhabendsten Städte Frankreichs. Zu verdanken hat die Stadt das dem Treiben auf der Seine-Insel Île Seguin: Von 1919 bis 1992 war die Insel Produktionsstandort des französischen Autobauers Renault. Als letztes Auto rollte ein Renault Supercinq vom Band, anschließend begann der Rückbau des Industriegeländes, der 2005 abgeschlossen wurde: Tonnen von Asbest mussten entsorgt und der Boden dekontaminiert werden.
Seit 2009 ist geplant, die Industriebrache auf der Insel in drei Teile zu und in einen kulturellen Hot Spot zu verwandeln; beauftragt wurde dafür zunächst der Architekt und Pritzker-Preisträger Jean Nouvel. Wie bei allen ambitionierten Stadtplanungsprojekte ging es auch auf der Île Seguin langsamer voran als gedacht, seit seiner Vorstellung wurde der Masterplan mehrmals angepasst und verändert.
Doch vom Festland aus kann man seit 2015 den Blick auf den Baufortschritt aus erster Reihe verfolgen: Entlang der Avenue Lefaucheux und der Rue de Meudon entstand nach den Plänen des belgischen Architekturbüros XDGA ein Ensemble aus zwei Gebäuden mit großzügigen Apartments und hochkarätigem Äußeren.
Die Gebäude laufen in der Straßenecke von Avenue Lefaucheux und Rue de Meudon aufeinander zu und werden durch eine Schneise voneinander getrennt. Das Ensemble beeindruckt mit klaren Linien und zeitlosem Design. Die leicht versetzt angeordneten Etagen und gläserne Balkone und Terrassen sorgen für ein spannendes Äußeres. Unterstützt wird der Eindruck von einer optischen Zweiteilung der Fassade: Während der Wohnbereich mit einer hellen Fassade versehen ist, kam im Bereich des Erdgeschosses schwarz eingefärbter Beton zum Einsatz, der die Optik spürbar veredelt.
Die Wahl der Architekten fiel auf die RECKLI-Betonstruktur Travertin, die auf den ersten Blick Sichtbeton ähnelt und mit unregelmäßigen Lufteinschlägen für Spannung sorgt. Die Entscheidung für schwarzen Beton ergänzt den hochwertigen Look.
Pünktlich zur Fertigstellung des Wohn-Ensembles wurden an der Westspitze der Île Seguin auch die Bauarbeiten des neuen Konzertsaals La Seine Musicale abgeschlossen. Und der ist ein Augenschmaus, entworfen vom japanischen Architekten Shigeru Ban und dem Franzosen Jean de Gastines: Auf einem rund 300 Meter langgezogenen Betonsockel, der sich an den geographischen Gegebenheiten der Insel orientiert, thront eine riesige gläserne Perle. Die Glaskuppel, deren Glanz und Pomp an ein Fabergé-Ei erinnert, wird seitlich von einem Segel mit Photovoltaik-Zellen umspannt. Kein schlechter Ausblick für die Bewohner des Quartiers in Boulogne.