Die ehemaligen Studios der BBC in London beherbergen seit 2018 Restaurants, ein Hotel und Apartments. Im Inneren beeindruckt ein besonderes Sichtbeton-Detail.
Seit Jahrzehnten wird der Londoner Westen von einem besonderen Gebäude geprägt: Zwischen 1948 und 1960 baute der britische Fernsehsender BBC hier seine Fernsehstudios, in London bekannt als Television Center. Der Sender ließ ein Gebäude in Form eines Doughnuts errichten, in dem jahrelang Sendungen wie „Doctor Who“ und die Hit-Chartshow „Top of the Pops“ aufgezeichnet wurden.
2010 wurde bekannt, dass die BBC mit dem Großteil ihrer Studios ins Zentrum Londons umziehen würde, wenig später wurde das Gelände zur Neu-Entwicklung ausgeschrieben. Das Londoner Büro Allford Hall Monaghan Morris (AHMM) konnte die Ausschreibung für sich entscheiden: „Das ursprüngliche Gebäude zu erhalten und zu zelebrieren stand im Mittelpunkt unserer Arbeit“, sagt Justine Beaucourt, Kommunikationsdirektor bei AHMM. Architekt Paul Monaghan erklärt, der Entwurf sollte alte und neue Gebäude so raffiniert verschmelzen, dass Besucher und Bewohner nicht unterscheiden können, in welchem Teil sie sich gerade aufhalten.
Abrissarbeiten im Inneren des Gebäudes begannen 2013, nachdem die BBC ihre letzten Umzugskisten gepackt hatte. Im Zentrum des Umbaus standen das doughnut-förmige Helios-Gebäude und der Innenhof. Heute beherbergt der Keller des Gebäudes ein Fitnessstudio und einen Pool, im Erdgeschoss sind Dienstleistungen untergebracht, darüber befinden sich 40 Hotelzimmer und 162 Apartments. In einem benachbarten halbkreisförmigen Gebäude finden sich zusätzliche Wohnungen mit Blick über den Hammersmith Park. Phase eins beinhaltete zudem die Fertigstellung des Bürogebäudes 2TVC, fünf weitere Flächen sollen in den kommenden Jahren entwickelt werden.
MODERNER TWIST FÜR HISTORISCHE DETAILS
Bei der Gestaltung des Außen- und Innenbereichs spielte der Stil des Bestandsgebäudes eine wichtige Rolle. „Nehmen wir etwa das Design der Stage Door und die Materialien, die in diesem zentralen Bereich benutzt wurden: Terrazzo, Holzverkleidungen etc. Diese haben wir bei den neuen Elementen eingebracht, aber mit einem modernen Twist“, so Beaucourt. Auf diese Weise stellten die Architekten sicher, dass die neu gewählten Designs sich stimmig an die bestehenden Details anlehnen.
Beim Design von 2TVC entschieden sie sich im Innenraum für einen offenen Umgang mit Beton als struktureller Komponente des Objekts. Um das Baumaterial angemessen in Szene zu setzen, setzten die Architekten auf die Strukturierung der Betonoberfläche. „Wir wollten eine Struktur einsetzen, die sich während des Tages verändert, wenn sie in unterschiedlichen Lichtkonditionen und aus unterschiedlichen Entfernungen betrachtet wird“, sagt Beaucourt. AHMM hatte bereits bei anderen Projekten mit RECKLI-Matrizen gearbeitet und entschied sich nach positiven Erfahrungen erneut für den Einsatz der elastischen Schalungseinlagen. „Ursprünglich hatten wir überlegt, die Betonwände mit Holz-Brettern zu strukturieren, aber das stellte sich als teuer und zeitaufwendig heraus und produzierte zu viel Abfall“, sagt Beaucourt. Aus ihren früheren Erfahrungen wusste das Team, dass der Einsatz von Matrizen ihnen bei all diesen Punkten einen Vorteil verschaffen würde.
10 ETAGEN HOHE SICHTBETONWAND
Nach Beratung durch die britischen RECKLI-Kollegen Joe Russell und Wayne Sewell wählten die Architekten eine Holzstruktur, die sie individualisieren wollten: „Wir haben Bretter aus kanadischer Douglasie bei einem lokalen Partner in London gekauft und sie nach den Vorstellungen der Architekten zugeschnitten und arrangiert, um eine individuelle Struktur zu kreieren“, erläutert Wayne Sewell, Technical Sales Manager für RECKLI in Großbritannien. Jedes Brett wurde einzeln nummeriert und die genaue Position auf einer Zeichnung markiert. Anschließend wurden die Oberflächen der Bretter nachbearbeitet, um den von den Architekten gewünschten visuellen Effekt zu erzielen.
Von dem so entstandenen 8 x 4 Meter langen Master-Panel wurde anschließend ein Abguss gemacht, erzählt Sewell. RECKLI lieferte zwei Individual-Matrizen für die Gestaltung der 18 Meter langen und 10 Etagen hohen Betonoberfläche im Inneren von 2TVC.
„Wir wollten eine natürliche Struktur aufnehmen, um Detail und Höhe in die Sichtbetonflächen einzubringen“, so Beaucourt. Der Plan der Architekten ging auf. Die Modernisierung und die Neubauten wurden positiv aufgenommen. Laut der britischen Zeitung Daily Mail sicherten sich zahlreiche ehemalige BBC-Mitarbeiter ein Apartment im Television Tower. Ein BBC-Producer wohnt mittlerweile sogar in der Einheit, die früher sein Büro war.