Geologie im Beton
Das „Tatra Archive of Planet Earth“, das 2024 im Herzen des Tatra-Nationalparks in Polen fertiggestellt wurde, setzt einen klaren architektonischen Akzent in einer der landschaftlich eindrucksvollsten Gegenden Europas. Dabei setzt dieses einen klaren architektonischen Akzent auf Basis von alpinen Landschaften und dramatischen Felsformationen. Der Park, Heimat von Steinadlern und Bären, stellt nicht nur durch seine ökologischen, sondern auch durch seine geologischen Besonderheiten eine Herausforderung für die Architektur dar. Dieser anspruchsvollen Aufgabe widmeten sich die Architekten von POLE Architekci - unter der Leitung von Wojciech Gajewski, Łukasz Gniewek und Bartłomiej Popiela - und entwarfen ein Gebäude, das die Geologie auf beeindruckende Weise in Beton zu fassen vermag.
Ein Gebäude im Dialog mit der Natur
Das Museum wurde in zwei Bereiche unterteilt: Einen oberirdischen und einen unterirdischen Teil. Gajewski: „Der oberirdische Teil des Gebäudes ist mit wiederverwendetem Holz verkleidet und orientiert sich an der traditionellen Bauweise der Region Podhale. Wohingegen der gesamte unterirdische Abschnitt aus spezieller Betonschalung besteht, die an die sedimentären Gesteine erinnert, die für diese Region der Tatra charakteristisch sind.“
Die Nachbildung der natürlichen Geologie wurde durch die RECKLI Strukturmatrize 2/121 Cheyenne erreicht. Diese grobe Felsstruktur verleiht sowohl dem Innenraum als auch der Fassade eine rohe, organische Ästhetik. Die in situ gegossene Betonoberfläche übernimmt die natürlichen Felsformationen der Umgebung, wodurch das Museum als integraler Bestandteil der Landschaft wahrgenommen wird. Zusätzlich "verfügt das Gebäude über markante geometrische Öffnungen, die spezifische Funktionen und den Haupteingang hervorheben.", so Gajewski.
Materialität als Ausdruck des Orts
Die Umsetzung der Betonfassade stellte hohe technische Anforderungen, besonders bei den leicht gebogenen Wänden, die mit der Felsstruktur gestaltet wurden. Um eine nahtlose und kontinuierliche Oberfläche zu erreichen, wurden sieben Strukturmatrizen miteinander kombiniert, wodurch eine fast fugenlose Betonfläche geschaffen wurde. Dabei geht die Fassadenstruktur über bloße Ästhetik hinaus und wird zum Ausdruck der geologischen Vergangenheit des Standorts.
Träger der Geschichte
Der fast 800 m² umfassende unterirdische Teil des Museums dient als Ausstellung und Bildungsraum, der sich intensiv mit den geologischen Prozessen der Tatra-Berge auseinandersetzt.
Das gesamte Gebäude ist eine Chronik der geologischen Entwicklung der Region. Gajewski: "Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Entstehung und den Aufbau der einzelnen geologischen Formationen sowie in die geologischen Prozesse, die zur Entstehung der Tatra geführt haben und ihre Landschaft geprägt haben und weiterhin prägen."
Die Architektur selbst wird hier zum Träger dieser Geschichte, wobei die Materialien und die Fassadengestaltung die Verbindung zwischen Natur und Bauwerk physisch verkörpern, und so einen Teil zu dieser Prägung beitragen.