Die Wasseraufbereitungsanlage im chinesischen Changchun besteht schon seit Anfang der Dreißiger-Jahre. Architekten bauten die Anlage zum Naherholungszentrum um.
Die Besetzung der Mandschurei durch die Japaner zu Beginn der 1930-er Jahre ist kein einfaches Kapitel der chinesischen Geschichte. Auf die Besatzer gehen jedoch auch Hinterlassenschaften zurück, die eine Erhaltung wert sind: die Wasseraufbereitungsanlage in Changchun in der chinesischen Provinz Jilin ist so ein architektonisches Erbe. Nach mehr als 80 Jahren ununterbrochenem Betrieb wurde 2015 eine neue Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen und man entschied sich zur Umgestaltung der bestehenden Struktur, um sie als Naherholungsfläche für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Oktober 2017 begann die Neu-Gestaltung des "Changchun Nanling water culture park". Die Architekten standen vor der Aufgabe, die 270.000 Quadratmeter große Fläche für eine neue Nutzung zu designen. „Als erstes urbanes Erneuerungsprojekt des Unternehmens wird der Nanling Park für Wasserkultur und Umwelt ökologische und grüne Ressourcen erhalten, historische und kulturelle Relikte schützen, urbane Vitalität durch funktionalen Ersatz und industrielle Integration formen und die Schönheit von Architektur, Kultur und Ökologie vereinen“, schreiben die Architekten.
Von 80 Bestandsgebäuden wurden 15 historische Gebäude aus der Mandschu-Zeit erhalten, mehr als 30 mussten wegen schlechter Bausubstanz abgerissen werden, darunter auch Nebengebäude, die zu späteren Zeiten und ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Einige Nebengebäude, die zum Betrieb und für Reparaturzwecke nötig sind, konnten die Architekten erhalten. Neben den Bestandsgebäuden entwarfen die Planer ein dreieckiges Besucherzentrum, dessen 8 Meter aufragende Spitze zu den Seiten hin abflacht und sich so in die Landschaft einfügt. „Wir haben vorgehangene Betonelemente in ihrer Grundfarbe gewählt, die einfach und natürlich wirken und sich harmonisch in die Umgebung einfügen“, so die Architekten.
Zusätzlich entwarfen die Planer ein Gebäude neben dem Regenwasser-Garten. Der Neubau seht an der Südseite der Regenwasseranlage und vereint zwei Formen, deren Design sich an der umliegenden Landschaft orientiert. Die Südseite ist mit einer Holzfassade verkleidet: eine Antwort auf die hohen Bäume, die auf dieser Seite stehen. Zusätzlich entstand eine pentagonale Struktur. Die Fassade wurde vom Büro W&R Design entwickelt. „Die Fassade des Gebäudes besteht aus einer Collage von Betonelementen mit verschiedenen Strukturen Texturen, um das historische und originale Aussehen und die Farben des Regenwassergartens zu berücksichtigen und den Eindruck von Stärke und Unbeständigkeit zu vermitteln.
Dieser Eindruck entsteht durch die vier Strukturen Via Appia, Steinwald, Niger und Naab. Via Appia empfindet unterschiedlich große Natursteine nach, Steinwald ist eine Steinstruktur mit natürlichen Unebenheiten. Niger hingegen bringt eine Holzstruktur mit schwacher Maserung an die Fassade und Naab ist eine Fantasiestruktur mit Rillen. Die elastischen Strukturmatrizen werden beim Gießen des Betons in die Schalung eingelegt und können nach dem Trocknen problemlos vom Beton abgezogen werden. Die vier Strukturen geben dem Neubau eine Erscheinung, die dem Anspruch der Architekten gerecht wird: Die neuen Gebäude in ihre historische Umgebung zu integrieren und eine Spannung über Zeit und Raum zu kreieren, die Besuchern bedeutet: Der Nanling Wasserpark hat einen neuen Lebenszyklus begonnen.