Das ehemalige Gelände der Heidelberger Druckmaschinen wurde in ein Wohnquartier umgewandelt. Die Architekten setzten dem Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, mit dem Namen des Quartiers ein Denkmal – und in Form eines besonderen Porträts.
Fast 13.300 Quadratmeter ist das Gelände groß, auf dem die Heidelberger Druckmaschinen AG einst Präzisionsmaschinen für den Buchdruck baute und den weltweit agierenden Konzern verwaltete. Auf dem größeren Teil mit 8.400 Quadratmetern leben mittlerweile 300 Alt und Neu-Heidelberger.
Hochtief Projektentwicklung hatte das Grundstück 2005 gekauft und mit der Stadt Heidelberg eine Nutzungsänderung erwirkt, um das Industriegelände in ein Wohnquartier umzuwandeln. Den ausgeschriebenen Wettbewerb für die Planung gewann das Heidelberger Architekturbüro ap88. Der Entwurf sah einen Wohnkomplex mit 13 Häusern und ca. 170 Wohnungseinheiten vor. Die Architekten entschieden sich für eine Randbebauung, um einen geschlossenen Innenhof zu schaffen. Vier weitere Solitärgebäude gliedern ihn in mehrere kleine Innenhöfe.
Bei der Entwurfsplanung blickten die Architekten zudem auf den früheren Grundstückseigner und die Druckindustrie. Daraus entstand die Idee, den Erfinder des Buchdrucks Johannes Gutenberg am Gebäude zu verewigen. Der Verweis dient als historischer Hinweis und der Identifikation mit dem Quartier für dessen neue Bewohner. Jedes der 13 Häuser ist nach einer bekannten Schriftart benannt, etwa Helvetica, Nimbus oder Avenir. Einen direkten optischen Hinweis gibt es an zwei Straßenfassaden des Wohnquartiers: Das Porträt Gutenbergs ziert als 6,72 x 5,06 m großes Relief die Fassade.
Der ursprüngliche Entwurf der Architekten sah das Porträt als eine einzige große Platte vor. Der Gedanke wurde aus transporttechnischen Gründen verworfen; stattdessen verteilt sich das Relief je nach Fassadenseite auf drei bzw. vier Sichtbetonplatten.
Umgesetzt wurde das Porträt Gutenbergs mithilfe der Fotogravur-Technik. Dazu wurde zunächst ein Scan der Bildvorlage in eine Datei mit 256 Graustufen umgewandelt. Jeder Graustufe wurde eine definierte Fräsbreite und Frästiefe zugeordnet, die von der CNC-Fräse in einen Plattenwerkstoff geschnitten wurden. Das Modell diente als Vorlage für die Fertigung der elastischen Matrize. Um das Porträt harmonisch in die Fassade einzubinden, wurden die Fassadenplatten im Bereich des Erdgeschosses mit der gleichen V-Nuten Struktur versehen, die die Grundstruktur der Foto-Gravur-Technik bildet.
Hergestellt wurden die Sichtbetonelemente von der Firma Zuber Betonwerke in Crailsheim. Das Unternehmen kann auf eine über 50-jährige Firmengeschichte zurückblicken und hat sich auf die Fertigung hochwertiger Sichtbetonelemente spezialisiert. Die Tragwerksplanungsgesellschaft IfT übernahm die komplette Berechnung der Fassadenstatik. In enger Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde eine ästhetisch ansprechende Fassade entwickelt, deren Highlight das Porträt Gutenbergs ist.