Das Gerichtsgebäude im polnischen Siedlce besticht mit monumentalen Ausmaßen und wohl durchdachten Details. Architekturbeton spielt dabei die Hauptrolle.
Dort wo Unrecht verhandelt und Recht gesprochen wird, geben klare Linien und starke Proportionen Halt und dienen als Kompass, an dem man sich orientieren kann. Das polnische Büro Hermanowicz Rewski (HRA) orientierte sich beim Entwurf des neuen Regionalgerichts im polnischen Siedlce an historischen Vorbildern: Die Hauptinspiration für unseren Entwurf des Regionalgerichts in Siedlce war die klassische Architektur des alten Griechenlands“, sagt HRA-Gründer Stansislaw Rewski.
Die Architekten gewannen die Ausschreibung 2011 und übernahmen im Anschluss den planerischen Prozess von der Baugenehmigung bis zur Abnahme des Gebäudes 2017.
Angelegt auf einem großen rechteckigen Plot, musste der Grund zunächst um etwa einen Meter angehoben werden, weil der Grundwasserspiegel sehr hoch war. Durch die Aufschüttung des Plots entstand eine Plattform, die als Basis für das Gebäude dient.
Das Hauptziel des Entwurfs war es, ein monumentales Gebäude zu entwerfen, das leicht mit der Macht des Gerichtssystems verbunden wird und gleichzeitig menschenfreundlich ist“, so die Architekten. Das drei Stockwerke hohe Gebäude ist deshalb als Block designt, dessen Fassade durch einen vertikalen Rhythmus in Form von Säulen definiert wird. Die Säulen sind so ausgerichtet, dass sie mit horizontalen Begrenzungen auf dem davor liegenden Parkplatz zusammentreffen.
Der Haupteingang ist an der Ecke des Gebäudes angeordnet und wird durch einen Gang eingerahmt von Säulen erschlossen. Innerhalb des Komplexes legten die Architekten zwei Innenhöfe an, die vom Angestelltenparkplatz an der Rückseite des Gebäudes erschlossen werden.
Um den verschiedenen Sicherheitsansprüchen im Gebäude gerecht zu werden, entschieden sich die Architekten für eine zweigeteilte Raumaufteilung. Die ausladende Lobby reicht über alle drei Stockwerke und ist der Mittelpunkt des Gebäudes; von hier aus sind alle öffentlichen Bereiche zugänglich: Gerichtssäle, Leseräume und Register. Büros und administrative Räume sind im hinteren Bereich angelegt und durch eine Sicherheitskontrolle geschützt. Er ist mit der Lobby verbunden, wird jedoch hauptsächlich durch einen gesonderten Eingang für die Angestellten betreten.
Den Architekten war es wichtig, mit ihrem Entwurf die Stabilität der Gesetze zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig Transparenz bei den Gerichtsprozeduren auszustrahlen. „Wir wollten ein Material finden, dass sowohl die Monumentalität der Einrichtung als auch eine gewisse Rohheit unterstreicht“, sagt Michal Chrzanowski, Partner bei HRA. Die Verwendung von Architekturbeton war für HRA der Schlüssel, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Während des Planungsprozesses wurden die Betonelemente in zwei Kategorien unterteilt: Alle Wände und Säulen im Innenraum sollten in situ gegossen werden, die Fassadenelemente sowie die Betonplatten um das Gebäude herum wurden im Werk gefertigt. Die Aufteilung stellte gleichzeitig einen effizienten Bauablauf sicher. Für die glatten Betonelemente kam die RECKLI-Matrize Plafond zum Einsatz, die sich ideal zur Herstellung von Sichtbetonflächen mit der Anforderung der Sichtbetonklasse 4 eignet.
Als Highlight wurde neben dem Eingangsbereich, im Foyer und in zwei Gerichtssälen der Adler aus dem polnischen Wappen im Beton abgebildet. Dafür ließen die Architekten eine Individualmatrize in Sondergröße anfertigen, die den rund 1,60 Meter großen Adler in den Beton prägte. Die Betonoberflächen, der luftige Eingangsbereich und die rhythmisch angeordneten Säulen sind für die Architekten die bedeutendsten Elemente des Projekts.