Nach einem umfassenden Umbau ziert ein Bild der Zugspitze den Eingang zum Konferenzbereich des Hilton Hotels in München. Die Besonderheit: Das Foto wurde in Beton verewigt.
Gäste in Flughafenhotels sind häufig auf der Durchreise, müde und schenken ihrer Umgebung wenig Beachtung. Gerade in diesen Momenten kann eine warme Atmosphäre den Unterschied machen. Diesem Anspruch folgte Architektin Claudia Schmitt-Rider vom Münchner Büro Gumpp Heigl Schmitt beim Umbau und der Erweiterung des Hilton Munich Airport Hotels. Die Kapazität des Hauses wurde durch den Umbau mehr als verdreifacht.
Auch der Konferenzbereich wurde modernisiert und vergrößert, zu den bestehenden fünf Tagungsräumen kamen acht neue hinzu. Schmitt-Rider entschied sich für ein durchgängiges Designkonzept im Hotel und im Konferenzbereich, dessen Fokus auf der Region liegt: „Das Projekt steht unter dem Kontext des Moutain Hubs, das sich auch im Neubaubereich fortsetzt. Es stellt das Projekt in den Kontext des Flughafenhotels einerseits und andererseits der Lage in Bayern.“ Die Farbgestaltung ist deshalb blau-weiß gehalten, begleitend dazu dominieren Holzböden und Sichtbeton die Innengestaltung.
Im Empfangsbereich des Konferenz-Trakts thront ein weißer Tresen, der in Form und Farbe einer Gletscherzunge ähnelt. Dahinter zieht ein ganz besonderes Wandbild die Blicke auf sich: Ein Bild des Wettersteingebirges und der Zugspitze – nicht gerahmt, sondern als Relief auf der Sichtbetonwand. „Das Betonrelief ist die Einladung für den Beginn der Neustrukturierung und erster Anlaufpunkt“, sagt Schmitt-Rider. Durch die unterschiedlichen Erhebungen und Einkerbungen entsteht ein dreidimensionaler Effekt im Beton. Wechselnde Lichtbedingungen lassen das Bild deutlich hervortreten.
Um den gewünschten Effekt zu erzielen, wurden Fotogravurmatrizen von RECKLI bei der Betonverarbeitung eingesetzt. Die Produktion des Wandelements übernahm das Fertigteilwerk Bachl, der Beton wurde von Heidelberg Cement bezogen. Für Architektin Schmitt-Rider war es das erste Mal, dass sie elastische Strukturmatrizen bei der Gestaltung einer Betonoberfläche eingesetzt hat. Meist kommen RECKLI-Matrizen an Außenwänden zum Einsatz, doch Fotogravur-Matrizen bieten sich auch für Sichtbetonwände im Innenraum an – ebenso wie die eigens für den Innenbereich entwickelte artico neo-Linie.
Die Umsetzung als Betonrelief ist eine moderne Interpretation des vertrauten Alpenpanoramas. Um das Foto auf die Wand zu übertragen, musste es in ein Relief für die Schalungseinlage übersetzt werden. Dafür wurde das Bild am Computer in eine Datei mit 256 Graustufen umgewandelt, die von der CNC-Fräse gelesen werden kann. Die CNC-Maschine fräste anhand der Daten unterschiedlich tiefe und breite Rillen in einen Plattenwerkstoff. Dieser diente als Positivmodell, auf dem die Matrize gegossen wird. Anhand von Probegüssen mit unterschiedlichen Relieftiefen wurde vor Ort die passende Tiefe des Reliefs für die lokalen Lichteinflüsse ermittelt.
Das fertige Wandbild nimmt 2,5 mal 6 Meter Fläche ein und wurde auf drei Panele aufgeteilt. Mit langjähriger Erfahrung bei der Fertigung von Strukturbeton für die Fassadengestaltung setzte das Betonfertigteilwerk Bachl die Herstellung des Unikats reibungslos um. Die drei Betonteile wiegen zusammen fünf Tonnen und werden mittels Stahl-Konstruktion in der Wand gehalten. „Die Umsetzung lief sehr professionell, logistisch haben Stahlbau für die Unterkonstruktion und das Betonfertigteilwerk gut zusammengearbeitet“, erzählt Schmitt-Rider.
Per Kunsttransport wurde das Wandbild vom Fertigteilwerk zum Hotel transportiert und mittels Spezialkran auf die Konstruktion in der Wand des Empfangsbereichs gehoben. „Das Hotel hat uns bei der Umsetzung unterstützt und Einschränkungen im Eingangsbereich auf sich genommen. Die Umsetzung dauerte dann aber nur wenige Tage, da alles genau vorausgeplant war“, so die Architektin. Seit der Eröffnung modernisierten Konferenzbereichs gibt das Relief den Gästen Grund zum Pausieren und Staunen – wenn sie erkennen, dass das außergewöhnliche Bild durch das Spiel von Licht und Schatten entsteht.