Aufregende Sichtbetonflächen machen die Ackermannquerung in Gummersbach zu einem modernen, leichtgewichtigen Verbindungsbau.
Seit 2014 verfügt die Stadt Gummersbach über ihr eigenes Tor in die Moderne. Die Ackermannquerung verbindet die beiden neu entwickelten Stadtquartiere auf dem Steinmüller- und dem Ackermanngelände und ist ein wichtiges Verbindungsglied für ein anspruchsvolles stadtplanerisches Projekt.
Das Steinmüllergelände hinter den Bahnschienen war beinahe 150 Jahre lang ein wichtiger Teil der Stadt: Im Werk wurden Dampfkessel und Anlagen gefertigt, die Fabrik war die Seele von Gummersbach. 1999 folgte der Verkauf an Babcock Borsig, das das Traditionsunternehmen nur drei Jahre später mit in die Insolvenz riss. Verkauf, Insolvenz und Schließung des Werkes waren Zäsuren für die Steinmüller-Leute, die oft jahrzehntelang im Werk gearbeitet hatten. Beinahe jede Familie in Gummersbach hat eine Verbindung zum Steinmüllerwerk.
Die Stadt brauchte deshalb viel Fingerspitzengefühl, als sie 2002 das Gelände kaufte und sich entschloss, die zentral gelegene Industriebrache modern zu entwickeln. Nach anfänglicher Skepsis fand die Idee, hier unter Anerkennung der historischen Wurzeln neuen Wohnraum zu schaffen, zunehmend Anklang. 2006 entstand die Rahmenplanung für das Areal. Das Steinmüllergelände und das angrenzende Ackermanngelände werden seitdem zu neuen Stadtquartieren mit Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten, Naherholungsgebieten und sogar einem Kino umgebaut.
Die Ackermannquerung ist einer von vier Zugängen, die das neu entwickelte Gelände von den verschiedenen Himmelsrichtungen aus erschließen. Dabei müssen zwischen der Rospestraße und der Steinmüllerallee insgesamt sieben Meter Höhenunterschied überwunden werden. Den Entwurf übernahm das Kasseler Architekturbüro Pape + Pape. Die Planer überwinden den Höhenunterschied mit einer 3,80 Meter breiten Treppe, die auf beiden Seiten von 23 Meter langen Mauern geschützt wird und am Steinmüllerareal in einer Art Tor endet.
Vereinzelt platzierte Betonelemente mit horizontalen Kanneluren lockern die Sichtbetonflächen aus gesäuertem Weißbeton auf und verleihen den meterhohen Wänden Leichtigkeit. Die Strukturen wurden mittels Matrizen von RECKLI im Fertigweilwerk Anton Schick in den Beton geprägt. Die Struktur Vltava ist eine von über 40 Fantasiestrukturen aus dem RECKLI-Katalog. Die linienförmige Struktur reizt mit unterschiedlich breiten und tiefen Rillen und einer feinen Oberfläche. Die Kanneluren wurden in der Schreinerei auf einem Plattenwerkstoff gefertigt, auf dem die eigentliche Matrize gegossen wird. Im Fertigteilwerk wurde die elastische Matrize nur noch in die Schalung eingelegt, die dann mit Beton aufgefüllt und nach dem Trocknen problemlos abgezogen wurde. Das Ergebnis ist detailgetreu und exakt, die Elastizität der Matrizen verhindert Brüche oder Risse beim Entschalen.
Integrierte Lichtelemente erzeugen einen warmen und einladenden Effekt und sorgen bei Durchquerungen nach Sonnenuntergang für ein sicheres Gefühl. Ein weiteres Highlight der Querung ist der Schriftzug des Geländes.
Im fertigen Bauwerk sorgen die strukturierten Sichtbetonflächen für Leichtigkeit, der Schriftzug auf der Sichtbetonfläche vermittelt ein Gefühl von Orientierung und Zugehörigkeit. Das Bauwerk selbst stimmt die Passanten ein auf ihren Übertritt in das moderne Gummersbach.