Das Londoner Büro Heatherwick Architekten entwarf ein Hochhaus mit grüner Lunge mitten in Singapur. Inspiration war die grüne Geschichte der Stadt.
Orchard Road ist eine historisch bedeutende Straße in Singapur. Ab 1830 wuchsen hier zunächst Pfeffer und Gambir-Pflanzen auf großen Plantagen, später Muskatnuss. Obstplantagen gaben der Straße schließlich ihren Namen. Heute ist die zentral gelegene Straße eine Shoppingmeile, beliebt bei Einheimischen und Touristen.
Die grüne Vergangenheit der Nachbarschaft inspirierte den Projektentwickler Swire Properties und das Londoner Architekturbüro Heatherwick Studio zu einem außergewöhnlichen Projekt: „Eden“ heißt das Wohngebäude, das Swire Properties nur wenige Gehminuten von Orchard Road entfernt entwickelt. „Die Immobilie ist beeinflusst von Singapurs Vision als „Stadt in einem Garten“, entwickelt als ein Ort der natürlichen, ungestörten Schönheit mit einer Aura von Fülle, Luxus und Harmonie“, so die Projektentwickler. Ausgehend von dieser Idee entwickelten die Architekten von Heatherwick Studio einen Wohnturm mit 20 Apartments, die jeweils ein gesamtes Stockwerk einnehmen. Jedes Apartment verfügt über vier Schlafzimmer und eine Wohnfläche von über 270 Quadratmeter. Die Eigentumswohnungen kommen Ende 2019 auf den Markt, wenn die Bauarbeiten an „Eden“ abgeschlossen sind.
Heatherwick Studio entschieden sich gegen ein gläsernes Hochhaus und entwarfen einen schlanken Wohnturm mit schmalen, hoch aufragenden Betonsäulen und markant geformten Balkonen: Wie Muscheln sind sie zwischen den Betonsäulen angesiedelt. Mit Farnen und Kletterpflanzen begrünt, kreieren sie eine üppige Atmosphäre für die künftigen Bewohner. „Wir wollten auch beim Wohnen in großer Höhe die Verbindung zur Natur unterstreichen – das Klima in Singapur erlaubt es uns, einen üppigen und fruchtbaren Garten für jede Einheit zu kreieren“, sagt Charlie Kentish von Heatherwick Studio. So außergewöhnlich die bepflanzten Balkone sind, so einzigartig ist auch das Design für die Betonfassade. Sie dient als weitere Verbindung des Gebäudes mit der umgebenden Geschichte. Die Betonelemente sind mit einer dreidimensionalen Struktur gestaltet, die die Topographie der Stadt abbildet. Die Architekten entwickelten die Karte individuell weiter: Der Straßenzug, an dem Eden errichtet wurde, ist darin hervorgehoben; er steht etwas höher als der Rest der Struktur. Das Team passte die Maße an und testeten verschiedene Auflösungen. „Uns war es wichtig, Beton als Material einzusetzen. Doch anstatt herkömmlicher Schalungseinlagen zu nutzen wollten wir eine individuelle Struktur entwickeln, die zur Einzigartigkeit und Wertigkeit des Projekts beiträgt“, sagt Kentish.
Die Architekten von Heatherwick reisten zum RECKLI-Werk nach Herne, um Test-Güsse mit verschiedenen Entwürfen der Matrize zu begutachten. Auf Basis der Ergebnisse wählten sie ein Positivmodell aus, auf der anschließend die Strukturmatrizen gegossen wurden. RECKLI fertigte 38 Matrizen mit einer Gesamtfläche von 166,5 Quadratmeter. Auch bei der Produktion der Fassadenteile war Heatherwick involviert. „Wir hatten kleinere Probleme bei den Details der Eckelemente. In enger Zusammenarbeit mit RECKLI und dem Fertigteilwerk fanden wir eine Lösung“, so Kentish. Um die topographische Struktur passgenau um die Ecke führen zu können, schnitt RECKLI die Matrizen genau auf 45° zu.
Eine Effektimprägnierung gab dem hochwertigen Stahlbeton seinen sandfarbenen Look. Die Architekten sind sehr zufrieden mit dem detailgetreuen Finish der Betonfassade. Wanderndes Sonnenlicht lässt sorgt für wechselnde Effekte an der dreidimensionalen Fassade und nährt den vertikalen Garten – ein passendes Finish für das grüne Design.