Innenarchitekt Ingo Haerlin gestaltete das Weingut mit einem neuen Weintanklager, das sich harmonisch in das Ensemble einfügt und dank innovativer Betonfassade einen Kontrast zur Umgebung schafft. Die Fassade erzählt eine Geschichte im Lichtspiel, während Besucher den Weg der 140.000 Liter Wein verfolgen können.
Ein kleiner Ort im größten Weinbau treibenden Landkreis Deutschlands: Stein-Bockenheim. Hier hat die Winzerfamilie Steitz ihren Sitz – in einem traditionellen, von Sandsteinmauern geprägten Hofgut. Nach einem Generationenwechsel sollte sich der Anspruch der Weine, Tradition und Moderne zu verbinden, auch in der Architektur des Weingutes widerspiegeln. Verantwortlich dafür ist Innenarchitekt Ingo Haerlin vom Kreativbüro DESIGN IN ARCHITEKTUR. „Mit der Neugestaltung von Vinothek und Büro vor rund neun Jahren haben die ersten baulichen Veränderungen begonnen“, erinnert er sich. „Danach sind wir sozusagen Stück für Stück durchs Weingut gegangen.“
Aktuell wurde das Weingut um ein neues Weintanklager erweitert. Die architektonischen Herausforderungen beschreibt Haerlin so: „Zum einen mussten wir den Neubau harmonisch in das bestehende Ensemble aus L-förmiger Produktion und Gästehaus eingliedern. Zum anderen unterliegt ein Weintanklager strengen klimatischen Anforderungen, um die Qualität der Weine nicht durch eine falsche Lagerung zu gefährden.“
Die Entscheidung, den 178 qm großen Neubau in Beton auszuführen, war dann auch nur folgerichtig. Schließlich sorgt eine Hülle aus Stahlbeton mit Kerndämmung und Betonfertigteilen für eine optimale Wärmedämmung. Im Sommer kühlt der Beton über Nacht aus und gibt die Kühle tagsüber wieder an die Innenräume ab – so wird das Klima auf natürliche Weise reguliert.
Auch setzt sich der Neubau mit seiner Betonfassade und der klaren Linienführung bewusst von seiner Umgebung ab. „Es war uns wichtig, den damals mit der neu gestalteten Vinothek eingeschlagenen Weg auch im neuen Weintanklager fortzusetzen, verschiedene Materialien zu kombinieren, Kontraste und stimmige Verbindungen zu schaffen.“ Für die monolithisch wirkende Fassade entschied sich Haerlin für den Einsatz der RECKLI Strukturmatrizen: „Reiner Sichtbeton mit glatter Schalung wäre uns zu clean gewesen, gerade im Kontrast zum Sandstein des Gästehauses.“ Stattdessen fiel die Wahl auf die Matrize 2/20 Ahr aus der RECKLI SELECT Serie – eine Holzstruktur mit gleichmäßig aneinander gereihten Brettern.
„Wir hatten uns eine dezente Struktur gewünscht, die an den klassischen Prozess der Holzschalung erinnert“, so Haerlin. Das Ergebnis ist eine Fassade, die nicht aufdringlich wirkt und je nach Lichteinfall ein schönes Spiel mit der horizontalen Struktur zeigt. Diese horizontale Wirkung der Fassade wird zusätzlich durch eine Fuge betont, die oberhalb des Eingangs quer über die gesamte Wand verläuft. Gegossen wurden die Betonfertigteile vom Betonsteinwerk Eschenauer.
Haerlin betont auch die gute Zusammenarbeit mit RECKLI: „Die Kommunikation war für uns perfekt. RECKLI hat uns Muster zur Verfügung gestellt, die uns bei der finalen Auswahl der Matrizen geholfen haben, und uns alle Fragen beantwortet, die für uns im gestalterischen Prozess extrem wichtig waren.“
Entstanden ist ein Stück moderner Architektur, die sich stimmig zwischen die historischen Gebäude des Bestandes einbettet und sich sowohl an deren Fluchten und Gebäudehöhen als auch am vorhandenen Geländeniveau orientiert. Zusätzliches Highlight für Besucher des Gästehauses: Der neue Eingangsbereich führt nun am Weintanklager vorbei. Und ermöglicht einen direkten Einblick in die Produktion und Lagerung von 140.000 Litern Wein.