Der Erweiterungsbau des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamts in Bayern beweist, dass Ecken und Kanten durchaus ansehnlich sein können: Die polygonale Fassade zieht zu Recht alle Blicke auf sich.
Das Sonnenlicht tanzt über die dreidimensionale Fassade. Die vieleckige Oberfläche lässt den Bau an der Katharina-von-Bora Straße in München wie eine Faltskulptur wirken. Modern und zeitgemäß präsentiert sich der Erweiterungsbau für das evangelisch-lutherische Landeskirchenamt in Bayern, ohne neben dem benachbarten fast 90 Jahre alten Stammgebäude wie ein Fremdkörper zu erscheinen.
Beinahe zwei Jahre Bauzeit nahm der Erweiterungsbau in Anspruch. 5700 Quadratmeter Fläche bieten Platz für alle Dienststellen der Landeskirche, die zuvor noch auf Kleinbüros überall in der Stadt verteilt waren. In 90 Büros arbeiten mehr als 100 Mitarbeiter. Der Neubau ist mit dem Stammgebäude durch Übergänge verbunden.
Und auch optisch schlägt der Neubau eine Brücke zu seinem Nachbargebäude: Die Saarbrücker Architekten Wolfgang Lorch und Thomas Wandel orientierten sich bei ihrem Entwurf bewusst am bereits bestehenden Objekt von 1929 und übersetzten Bautypus, Proportion und Fassadengliederung in eine moderne Version. Hinzu kamen individuelle Elemente, die das Gebäude zum Hingucker machen: Das wabenartige Stahldach und die dreidimensional gefaltete Fassade lassen den Erweiterungsbau aus dem Straßenzug wortwörtlich hervorstechen. Annekathrin Preidel, Präsidentin der Landessynode, bewunderte bei der Einweihung besonders das „atmende“ Stahldach. Die gebrochene und gefaltete Konstruktion bezeichnete sie als „Krönung des Neubaus, weil es sich in den Himmel hinein aufzulösen scheint“.
Um die außergewöhnliche Fassade zu gestalten, entschied man sich für den Einsatz der elastischen Schalungseinlagen von RECKLI. Die Matrizen können dank ihrer elastischen Form jedes erdenkliche Motiv an die Fassade bringen und sind je nach Type so robust, dass sie bis zu 100mal wiederverwendet werden können. Nachdem der Wunsch nach einer pyramidenartigen Oberfläche mit glatter Struktur feststand, fertigte die hauseigene RECKLI-Schreinerei in enger Abstimmung mit dem Kunden ein Modell des Designs, das der späteren Oberfläche entspricht: das Positivmodell. Eine zusätzliche Versiegelung sorgte für eine besonders glatte Oberfläche.
Nach der Abnahme durch den Kunden wurde die Struktur mit der CNC-Fräse in einen Plattenwerkstoff gefräst, der als Positivmodell für die Matrize dient. Darauf wurde mit dem hauseigenen 2-Komponenten-Polyurethan die elastische Schalungseinlage gegossen. Während der Aushärtung prägte sich die Struktur des Positivmodells in die Matrize.
RECKLI lieferte die Matrizen an das Fertigteilwerk LANG (Sitz in Österreich); dort wurden die elastischen Formen direkt in die Schalung verklebt und betoniert und prägten die Struktur in die Betonelemente. Nach Lieferung auf die Baustelle wurden die Elemente vor die Fassade gehangen. Bereits im Vorfeld war ein eigenes Statik-Gutachten für die Fassade angefertigt worden, um die Gewichtsbelastung der dekorativen Außenhaut berechnen zu können. Die Elemente wurden zur Absturzsicherung zusätzlich in der Wand rückverankert.
Die Ausstattung des Baus steht dem effektvollen Äußeren in Nichts nach: Eine geothermische Anlage, Wärmedämmung, wärmeschutzoptimierte Fenster- und Fassadenflächen sowie schadstoffarme Baumaterialien sorgen für hohe Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit – so hoch, dass der Bau den Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erfüllt.